vennootschap – társaság – partenariat – Partnerskab – שותפות – Партнерство – partnership – współpraca – Partnerschaft

Während ich das schreibe, startet in Tegel die Maschine mit dem Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann, den Stadträtinnnen Dagmar König und  Elfi Jantzen und Vertreter_innen der Fraktionen in der BVV zur Reise in die Partnerstädte Or Yehuda  (אור יהודה) und Karmiel  (כרמיאל) in Israel.
Der Austausch zwischen den jeweiligen politischen Gremien ist sicher wichtig. Wichtiger wäre ein Austausch zwischen den Bewohner_innen der Partnerstädte. Im Veranstaltungskalender der Stadt Or Yehuda (Google-Übersetzung ) findet sich aber heute kein Eintrag über eine Veranstaltung, bei der unsere politische Delegation vertreten ist.
Städtepartnerschaften, gerade auch internationale, sind im besten Sinne Brücken der Verständigung. Sie aber nur als Vorzeigeobjekte zu behandeln, wird der Sache nicht gerecht. Der Bezirk hat leider viel zu wenig Mittel, um die Partnerschaften mit den derzeit 13 Partnerstädten außerhalb Deutschlands angemessen zu pflegen. Mehr Partnerschaften wären wünschenswert, sind jedoch – so traurig das ist – nicht bezahlbar.
Ich erinnere noch gut die Beratung im Haushalts-Ausschuß über den Haushalt des Bürgermeisters. Wir hatten vorgeschlagen, aus dem Posten „Repräsentationen“ 10.000 € herauszunehmen und in den Bereich Soziales zur Unterstützung der Seniorenarbeit zu verschieben. In einer Sitzungspause kam der Bürgermeister auf mich zu und flehte mich – quasi auf den Knien –  an, den Antrag zurückzuziehen, weil er aus diesem Titel die Pflege der Partnerschaften bezahlen müsse – und selbst dieser relativ kleine Betrag reiche niemals aus, er hätte der ungarischen Delegation zum letzten Fest der Nationen schon nicht mehr die Hotels bezahlen können. Für diesen vergleichsweise kleinen Betrag musste er sich auf Sponsorensuche begeben…
Gegenseitige Grüße der jeweiligen Stadtoberen zu Festen und Jubiläen können nicht Sinn und Zweck einer Städtepartnerschaft sein. Natürlich ist der Austausch zwischen den politischen Gremien wichtig, und dieser Austausch sollte ausgebaut werden. Wichtiger aber, denke ich, ist der rege und regelmäßige Austausch zwischen den Menschen, die in den Partnerstädten leben. Gemeinsame Arbeitsgruppen von Gewerbetreibenden können gegenseitig befruchten. So etwas ist heutzutage ja auch möglich, ohne daß man in ein Flugzeug steigen muß. Klassenfahrten, insbesondere auch in nicht-deutsche Partnerstädte, können den Horizont unserer Schüler_innen erweitern. Auch die Fremdsprachenkenntnisse können davon profitieren: ich erinner mich an meine erste Reise in die Partnerstadt meiner Heimatgemeinde, nach Gainsborough, Lincolnshire, England. Der Bus kam dort am Freitag abend gegen 22 Uhr an, wir Schüler_innen wurden auf unsere Gastgeber verteilt – und das nächste deutsche Wort konnten wir am Montag abend sprechen, bis dahin waren wir nur mit unseren Gastgeberfamilien unterwegs. Schneller konnte ich nicht meine Englischkenntnisse erweitern.
Andererseits – meine Schwiegereltern waren Jahrzehnte lang Mitglieder im Partnerschaftsverein Tempelhof. Ein- bis zweimal im Jahr veranstaltete der Verein Reisen, von denen mein Schwiegervater tausende Dias und Super-8-Filme mitgebracht hat. Seltsam nur, daß Tempelhof keine Städtepartnerschaften in Brasilien, Alaska, Südafrika, Russland, China, Australien oder Neuseeland hatte… Solche Reisen in Länder, in denen keine Partnerstadt vorhanden ist, sind nicht Sinn und Zweck der Städtepartnerschaften und der Vereine, die die Bezirke unterstützen sollen.
Ach ja – die Überschrift gibt das Wort „Partnerschaft“ in den Sprachen der internationalen Partnerstädte des Bezirkes wieder. Die SPD-Fraktion hat einen Antrag geschrieben, der eine Partnerschaft mit dem Istanbuler Stadtteil Beşiktaş anregt. Ich nehme an, daß dieser Antrag von der Mehrheit der BVV beschlossen werden wird. Dann muß ich wohl die Überschrift erweitern: um ortaklık. Das wäre nicht schlimm – im Gegenteil. Schlimm wäre aber, wenn da außer den Grußbotschaften nicht weiter geschehen würde.

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